Ricarda Andreh schaut in ihrer Laudatio auf das erfolgreich abgeschlossene Studium zurück und lässt die Zeit an der Universität Leipzig Revue passieren.

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Foto: Privat.

Liebe Kommiliton:innen, liebe Anwesende

Staatsexamen
Einen Neuanfang wagen
Ja, zum Einstieg ins Berufsleben sagen
der doch erstmal etwas anderes planen?

Wir stehen heute hier, um uns zu feiern, uns zu freuen, uns zu verabschieden und zu verabreden auf das wir uns mal wiedersehen

Wir stehen heute hier zum Exmatrikulieren, das Ende vom langen Studieren und ja das sollen und dürfen wir zelebrieren

Selbstverständlich ist es nicht, sich überhaupt erstmal einen Studienplatz zu verdienen, schon dafür können wir uns gratulieren.
Und auch das Studium durchzuhalten, alle Prüfungen zu bestehen, um am Ende hier zu stehen, verdient es jetzt auf Feiermodus zu schalten.

Ich soll hier als Vertretung für uns alle stehen, doch wie soll das gehen, wenn wir doch alle so verschieden sind und unser Weg hierher einem jeden etwas anderes bringt
Regelstudienzeit mag für den einen wie ein Fremdwort klingen, hat er oder sie doch ein/zwei Semester länger gebraucht, dafür aber Erfahrungen gesammelt, was womöglich doch etwas für das Berufsleben taugt.
Regelstudienzeit mag für die andere wie die Realität klingen, hat er oder sie doch immer das Ziel im Blick gehabt und außerordentlich viel dafür gemacht, dass das auch klappt.

Und auch sonst sind wir verschieden, die einen schafften es mit Kind zu studieren oder auch trotz Krankheiten und persönlichen Rückschlägen das Studium zu absolvieren

Die einen mussten ihr Geld mit Lohnarbeit verdienen, während andere sich durch die Eltern oder ein Stipendium finanzieren

Manch eine konnte das Studierendenleben auskosten, in Clubs gehen und der Vorlesung verkatert zusehen oder vielleicht auch erst gar nicht hingehen

Denn der eine ist vielleicht Autodidakt während ein anderer den Hörsaal und die Menschen darin braucht, um sich zu konzentrieren und neben den Studieninhalten auch eine Portion Austausch mit anderen zu inhalieren.

Doch was uns auf jeden Fall alle eint, ist das Studieren in der Coronazeit.

Eine Zeit, in der Vidkos alles bestimmten, wir von Neuem über das Leben sinnten und in Umfragen für mehr Präsenzlehre stimmten.

Eine Zeit, in der wir ständig nur auf Kacheln starrten, still vor dem Bildschirm verharrten, um parallel auf bessere Zeiten zu warten.

Es war hart als ich erkannte, dass ich im Februar 2020, in meinem 5.Semester, das letzte Mal in einen Hörsaal rannte, weil man uns daraufhin zwecks Pandemiebekämpfung aus der Uni verbannte und erst wieder vollständig zurücksandte als ich mich endgültig meinem Staatsexamen zuwandte

Was uns auch noch eint, sind Berufsaussichten mit Verantwortlichkeit
Nicht jeder von uns wird den Schuldienst antreten, nicht jede in ihm bleiben, aber die pädagogische Ausbildung können wir uns auf die Fahne schreiben

Wir arbeiten in einem sozialen Beruf.
Und das bedeutet Verantwortung tragen, Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung unterstützen und sich dabei immer wieder fragen was es heißt Lehrkraft zu sein, über Schullaufbahnen zu entscheiden und die Schüler:innen zu prägen, sie zu leiten und begleiten und sie gehen lassen, auf ihren eigenen Wegen.

und natürlich hilft es auch, dass man uns aktuell, mehr denn je, braucht:

Lehrermangel, Zeitenwandel
Quereinsteiger statt Vollzeitstellen
Unterrichtsversorgung bis überübermorgen
Inklusion als Vision
Exklusion als Realität
Multilingualer Klassenraum, ein Teil der Heterogenität

Wir werden sehen, was die Zukunft uns bringt, wo sie uns hintreibt und wo jede einzelne von uns letztendlich bleibt

Aber nun bleibt nur noch eins für mich zu tun: wünschen.

Ich wünsche uns allen alles Gute, all das Beste im Leben und, dass wir immer unser Bestes geben

Und jetzt: lasst uns unsere Gläser heben

Dankeschön.