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Im Januar 2023 wurde die Stimm- und Sprechberatung der Universität Leipzig gelauncht. Das Team der Sprechwissenschaft am ZLS bietet seitdem regelmäßige Beratungstermine zum Thema Stimme und Sprechen an. Nutzen können diese Anlaufstelle alle Angehörigen der Universität. Gemeinsam mit Bereichsleiterin Dr. Clara Luise Finke blicken wir zurück auf das erste Jahr.

Was mache ich, wenn mir die Stimme wegbleibt? Wie kann ich mit meiner Stimme einen Hörsaal füllen und meine Zuhörer:innen erreichen? Wie schaffe ich es, meine Anliegen in Sprechstunden oder Gremiensitzungen zielführend auszudrücken?

Wer in die Stimm- und Sprechberatung der Universität Leipzig kommt, sucht nach Unterstützung bzgl. der eigenen Stimme und/oder der kommunikativen Fähigkeiten im Rahmen der akademischen Tätigkeit. Die Liste von Herausforderungen, vor denen Studierende und Mitarbeitende der Universität Leipzig alltäglich stehen können, scheint endlos. Doch mit dem Launch der ersten Stimm- und Sprechberatung an der Universität Leipzig im Januar 2023 wurde eine Anlaufstelle geschaffen, die direkte Hilfestellungen zu verschiedenen Schwerpunkten wie Stimme und Sprechen, Körpersprache, Auftrittscoaching, Rhetorik und Gesprächsführung bietet. Neben Lehramtsstudierenden, die die Pflichtmodule Körper-Stimme-Kommunikation belegen, erhalten nun auch alle weiteren Universitätsangehörigen die Möglichkeit, sich von Expert:innen aus dem Bereich Sprechwissenschaft am ZLS beraten zu lassen. Seit einem Jahr unterstützen sie bei vielfältigen Anliegen (z. B. Stimmprobleme, Heiserkeit und Stimmermüdung, herausfordernde Sprech- und Kommunikationssituationen in Lehre, Studium und Arbeitsalltag, Umgang mit Lampenfieber oder Sprechangst), klären Bedarfe und Ziele und suchen gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten.

„Es ist großartig zu erleben, wie wir vielen verschiedenen Angehörigen der Universität mit unseren Kompetenzen ganz praktische Hilfestellungen für ihren (Uni-)Alltag geben können. Besonders schön ist es, wenn sich Klient:innen nach Beratungen bei uns melden und von konkreten Situationen berichten, in denen sie das Besprochene oder Erprobte gewinnbringend einsetzen konnten.“, betont Dr. Clara Luise Finke, die den Bereich Sprechwissenschaft am ZLS leitet.

Der Mittelbau, also das wissenschaftliche Personal, ist mit etwa 20 durchgeführten Beratungen etwas mehr als die anderen Statusgruppen im Beratungsbereich vertreten. Ansonsten ist in etwa eine Gleichverteilung von Professor:innen über nicht-wissenschaftliches Personal bis hin zu Studierenden zu beobachten. Thematisch sind wiederum durchaus deutliche Tendenzen wahrzunehmen: überwiegend geht es um die Themen Stimmüberlastung, Stimmermüdung und Stimmhygiene. Daneben gibt es spezifische Anliegen wie zum Beispiel Hilfestellungen zu Themen wie Lampenfieber, Atmung, überzeugender Stimmeinsatz in Besprechungssituationen, Sprechlautstärke und raumfüllendes Sprechen oder Missverständnisse beim Kommunizieren.

Über ein Anmeldeformular auf der entsprechenden Webseite des ZLS melden sich interessierte Studierende und Mitarbeitende der Universität Leipzig an und formulieren ihre Anliegen bereits vor. Die Einzelberatungen werden daraufhin unter acht Kolleg:innen aus dem Bereich Sprechwissenschaft in einem rotierenden System aufgeteilt. Jede:r Mitarbeiter:in hat so im zurückliegenden Kalenderjahr bis zu fünf Beratungen durchgeführt. Dass viele Kolleg:innen involviert sind, hat den Vorteil, dass sie individuellen Schwerpunkte in die Beratung mit einbringen und so sehr zielgenau und individuell mit den Klient:innen arbeiten können.

In einem Beratungsgespräch mit einem Umfang von 45 bis 60 Minuten wird zunächst mittels einer Erstanamnese die stimmliche Situation und Leistungsfähigkeit abgefragt und eingeschätzt. Die scheinbar ungewöhnliche Frage nach den Ernährungsgewohnheiten darf dabei nicht fehlen, denn auch die haben einen wichtigen Einfluss auf die Stimme. Wer ausreichend trinkt, hat schon Tipp Nr. 1 befolgt und Wesentliches richtig gemacht.
Studierende aller Lehrämter erhalten bereits seit 2013 im Rahmen des Pflichtmoduls KSK eine grundlegende stimmlich-kommunikative Ausbildung sowie hilfreiche Hinweise dieser Art. Darüber hinaus gab es aber regelmäßige Anfragen von Mitarbeitenden der Universität. Das große Interesse an unserer Expertise über unsere Module hinaus hat letztlich zur Gründung der Stimm- und Sprechberatung für alle Angehörigen der Universität geführt. Ziel war es, das Angebot auf stabilere und auch sichtbarere Füße zu stellen und sich Anfragen nicht mehr nebenbei, sondern offiziell und strukturiert anzunehmen.

Sobald klar ist, wie die Stimme beschaffen ist und mit welchen Herausforderungen die Person zu kämpfen hat, werden erste Übungen durchgeführt und Hilfestellungen gegeben, z.B. Stimmchecks oder eine Stimmfeldmessung. Wem es mehr als nur um eine Beratung geht und wo langfristigere stimmliche Arbeit vonnöten ist, der/diejenige erhält im Gespräch nützliche Hinweise und Übungen und/oder einen Folgetermin. Manchmal besteht die Hilfe auch vorwiegend darin, dass den Klient:innen anhand einer Erstanamnese nahegelegt wird, einen Termin in der Phoniatrie auszumachen und Wege zur Stimmtherapie aufgezeigt werden.

Dass sich der Start der Stimm- und Sprechberatung gelohnt hat, zeigt sich dadurch, wie gut das Angebot der Sprechwissenschaft am ZLS angenommen wird. Nach dem Launch der Stimm- und Sprechberatung im Januar lief das Postfach gewissermaßen über und die Termine bis zum Sommer waren innerhalb eines Tages vergeben. Auch im Laufe des Jahres wurden regelmäßig Terminanfragen gestellt, sodass die Beratungsstelle mit ihrem Kontingent von einem Termin pro Kalenderwoche nun bis zum Jahresende ausgebucht ist. Erste Termine für das neue Jahr wurden bereits vereinbart.

Um das noch junge Angebot bekanntzumachen, nimmt das Team zusätzlich an universitären Veranstaltungen teil. Bereichsleiterin Dr. Clara Luise Finke erinnert sich an den 23. Juni, als sie mit ihren Kolleg:innen anlässlich der Langen Nacht der Wissenschaften mit akustischen Stimmfeldmessungen und Beratungsgesprächen im Einsatz war. Das Angebot in ihren Räumen im Untergeschoss des Augusteums stieß auf so viel Interesse, dass die ersten Besucher:innen bereits eine halbe Stunde vor dem offiziellen Start Schlange standen. Non-stop führten sie in drei Räumen parallel Stimmfeldmessungen und Kurzberatungen im Umfang von ca. 15 Minuten durch. Das Angebot wurde dabei sowohl von Angehörigen der Universität Leipzig als auch von interessierten Gästen der Wissenschaftsnacht wahrgenommen.

Aus dem ersten Jahr Stimm- und Sprechberatung an der Universität Leipzig nimmt Dr. Clara Luise Finke mit, dass es einen großen Bedarf für das spezifische Beratungsangebot gibt. „Die Idee für eine offizielle Anlaufstelle an der Universität Leipzig ist aus unseren alltäglichen Beobachtungen entstanden und es zeigt sich, dass sich unsere Initiative gelohnt hat – mit dem großen Wermutstropfen, dass wir die Stimm- und Sprechberatung derzeit immer noch ohne externe Finanzierung gewissermaßen aus idealistischen Beweggründen anbieten.“

Langfristiges Ziel ist es, das Angebot durch eine Finanzierung zu verstetigen und auszubauen, indem mehr Beratungstermine pro Woche angeboten werden (evtl. sogar direkt vor Ort an den Fakultäten) und auch Gruppenangebote hinzukommen könnten. Denkbar wäre es zudem, mit dem Angebot an Schulen in Sachsen zu gehen, um die durch KSK im Studium ausgebildeten Lehrkräfte auch in der zweiten und dritten Phase zu unterstützen.