Im Sommersemester 2025 setzen abermals mehrere Dozierende die Lehre im Pflichtmodul „Medienbildung und politische Bildung in der Schule“ um, indem diese auch die räumlichen und technischen Ressourcen des Digitalen Klassenzimmers gewinnbringend für ihre Lehrveranstaltungen nutzen. Hierzu gehört Franziska Menter, die als Promovierende in der Fachdidaktik Gemeinschaftskunde ein Seminar zum Umgang mit Hate Speech anbietet. In diesem Seminar lernen die Teilnehmenden Interventionsstrategien kennen, um Hate Speech (z. B. populistische und/oder alltagsrassistische Äußerungen) im schulischen Kontext zu begegnen. Theoretische Grundlagen und praktische Ansätze für den Umgang mit Hate Speech werden erarbeitet und kritisch diskutiert. Anschließend kann das erworbene Wissen mit Hilfe eines KI-Avatars in einer simulationsbasierten Lehr-Lernumgebung angewendet werden.
Im Seminar „Mediendidaktische Anwendungen im Schulkontext“ (Dozentin: Anke Weinreich) haben sich die Studierenden ausgehend von theoretischen Grundlagen der Medienpädagogik mit der Frage beschäftigt, welche Rolle Medien im schulischen Kontext spielen und wie diese sinnvoll für Lehr- und Lernprozesse genutzt werden können, insbesondere im Spannungsfeld von analoger und digitaler Anwendung. Ein zentrales Ziel des Seminars war es, eigene Unterrichtseinheiten als mediendidaktische Konzepte für den Unterricht zu entwerfen und diese zielgruppenspezifisch auszurichten. In Kleingruppen haben die Studierenden dazu kreative Projekte entwickelt und verschiedene digitale Tools eingesetzt – darunter Comic Page Creator, Kahoot!, Book Creator, Canva oder Erklärvideo-Apps. Die Bandbreite der Themen war groß: Von der Kombination aus analogem und digitalem Rechnen über digitale Märchenbücher und Comics zu Kinderrechten bis hin zu einem Escape Game, das Chancen und Risiken digitaler Medien thematisiert. Mit viel Engagement wurden die Unterrichtseinheiten geplant, theoretisch eingeordnet und reflektiert. Anbei finden sich einige Eindrücke, die während der Nutzung der Ressourcen des Digitalen Klassenzimmers entstanden sind: (siehe Fotos)
Das Seminar „Schreiben im Zeitalter der Maschinen – Kreativität als Widerstand?“ (Dozent: Dominik Becher) ist eine Form der digitalpolitischen Schreibwerkstatt, in dem die Studierenden erproben, Kreativität, Herz und Seele und vor allem Qualität und Authentizität in literarische Texte zu bringen, die mit Hilfe von Sprachmodellen zumindest „co-generiert“ sind. Wie etwa die Seminarbeschreibung selbst, die im Stile Adornos Minima Moralia behauptet: „Hier wird das Large Language Model nicht als seelenloses Orakel begriffen, sondern als getreuer Spiegel unserer Sprachen, Ängste und Wünsche. In kollaborativen Experimenten wird deutlich, dass der kreativen Geste etwas Widerständiges innewohnt: Ein Text, der inmitten datafizierter Wirklichkeit seine Dringlichkeit behauptet, gerät zum diskursiven Aufbegehren wider die Selbstverständlichkeit technischer Herrschaft.“
Im Seminar wird gearbeitet an Gedichten und Slams, an fiktiven Blogeinträgen, Novellen und einem Theaterstück. Bestes Insta Material für das ZLS? Mindestens! Wertvoll wäre, wenn daraus eine echte Publikation entsteht, die den Diskurs übers Schreiben im Maschinenzeitalter beflügelt. Zumindest ich, als Dozierender bin oftmals begeistert und bewegt von den Ergebnissen, die die Studierenden den Sprachmodellen entlocken und mittels derer sie jeweils eine kritische Haltung zu digitalpolitischen Themen zum Ausdruck bringen. Ein Beispiel – wahllos herausgegriffen – ist die Arbeit einer Lehramtsstudentin:
[…] Und während Minister*innen
ihre Statements im 9:16-Format hinrotzen,
passt kein einziger Sozialwohnungsmieter
in diese Proportionen.
Denn Armut ist nie symmetrisch,
Klimawandel hält sich nicht an Drittelregeln,
und wer hungert,
braucht keine Typo-Beratung,
sondern Brot.
Also gebt mir eure goldenen Schnitte,
ich schneid mich dran.
Gebt mir eure optischen Mitten,
ich stell mich daneben.
Vielleicht ist das Bild dann kaputt,
vielleicht rauscht es,
vielleicht kippt es –
aber endlich passt die Realität wieder rein.
Ebenfalls im Digitalen Klassenzimmer findet das Methodenseminar „Kann politische Bildung im Unterricht gelingen?“ (Dozentin: Ellen Hofmann) mit drei verschiedenen Seminargruppen statt. Die methodisch-didaktische Ausrichtung des Seminars trägt dazu bei, eine Vielfalt von Methoden und Materialien für den didaktischen Einsatz im Unterricht kennenzulernen und für die eigenen Zielgruppen zu bewerten. So werden analoge Rollenspiele, Gruppendiskussionen zu Fallbeispielen und digitale Anwendungen wie Serious Games, Quiz-Tools oder Lernmodule kombiniert. Die Möglichkeiten des Digitalen Klassenzimmers für digitales Lehren und Lernen tragen damit dem interdisziplinären Zusammenspiel von Medienbildung, politischer Bildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) Rechnung. Dass Themen wie Desinformation, Verschwörungstheorien, Extremismus oder Meinungsbildung über Social Media Anknüpfungspunkte sowohl für Medienbildung als auch politische Bildung im Sinne eines fächerübergreifenden Bildungsauftrags finden, wurde Studierenden bei der Reflexion ihres bisherigen Lernfortschrittes nochmals bewusster, wie es bspw. ein Student der OS formulierte: „Am Anfang habe ich politische Bildung eher als ein „extra Fach“ gesehen – also etwas, das im Politikunterricht stattfindet. Im Laufe des Seminars hat sich mein Blick deutlich erweitert. Ich konnte nachvollziehen, dass politische Bildung nicht an Fachgrenzen aufhört, sondern ein schulisches Kernthema ist. Auch Fächer wie Deutsch, Ethik oder sogar Sport können Räume für politische Bildung bieten – zum Beispiel durch Diskussionen über Fairness, Miteinander, Regeln, Medienbilder oder gesellschaftliche Themen.“
Der diesjährige Neujahrsempfang des ZLS inspirierte zur Seminaridee „Von der Lehr- zur Innovationskraft: Digitalisierungsbezogene Schulentwicklung begleiten“ (Dozentinnen: Sarah Bischof und Rebekka Haubold). Die Lehrveranstaltung mit gleich zwei Seminargruppen fördert digitalisierungsbezogene Kompetenzen im Bereich Innovieren (siehe DiKoLiS). Die Studierenden entwickeln dabei als Kollegium einer fiktiven Schule in Einzeln- oder Gruppenarbeit ihr ganz eigenes digitalisierungsbezogenes Innovationsprojekt. Dabei durchlaufen sie wichtige Schritte im Projektmanagement und tauchen u.a. ein in Stakeholderanalysen sowie politische und rechtliche Rahmenbedingungen. Zentral ist dabei die Auseinandersetzung mit der eigenen Haltung gegenüber Medien wie auch Veränderung. Eine Studentin aus dem zweiten Fachsemester reflektiert dabei kritisch-optimistisch: „Ich möchte Medien nicht als Selbstzweck nutzen, um meine Arbeit zu erleichterten, sondern mit klarem Mehrwert für die Schüler:innen anwenden“. Das Digitale Klassenzimmer als Raum für Erprobung und Innovation trägt dazu bei, das nötige Setting zu schaffen und unterstützt das Seminar durch Flexibilität in Mobiliar und vorhandener Technik. Highlight wird zum Seminarabschluss die Zusammenführung beider fiktiver Schulen und ihrer Kollegien sein, wo die Studierenden die Innovationsprojekte der jeweils anderen Gruppe kennenlernen und Rückmeldung dazu geben können.
Nach dem Semester ist vor dem Semester: Deswegen hält das Team des Digitalen Klassenzimmers auch im Wintersemester 2025/2026 spannende Seminarangebote bereit, um den Studierenden der wAL wie auch den Studierenden im Modul Medienbildung und politische Bildung in der Schule die Möglichkeit zu geben, ihre digitalisierungsbezogenen Kompetenzen zu fördern. Weiterhin haben die Studierenden, wie auch Dozierenden und Schulklassen im Sommersemester 2025 die Möglichkeit, das Digitale Klassenzimmer im Offenen Angebot zu besuchen. Dieses findet aktuell jeden Dienstag und Mittwoch 13:00-15:00 Uhr statt.
Die Anmeldung erfolgt über https://www.zls.uni-leipzig.de/forschung-und-projekte/digitales-klassenzimmer. Das Team freut sich auf Ihren Besuch!