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Glitzernde Augen, gespannte Gesichter und überraschende Wendungen: All dies erlebten Studierende und Mitarbeiter:innen vom ZLS beim diesjährigen bundesweiten Vorlesetag am 18. November. Wie das Motto „gemeinsam einzigartig“ an Leipziger Schulen umgesetzt wurde, können Sie hier nachlesen.

„Praxis im Lehramtsstudium“ vom Zentrum für Lehrer:innenbildung und Schulforschung (ZLS) der Universität Leipzig will bei Kindern und Jugendlichen den Spaß am Lesen und Schreiben wecken.

Lehramtsstudierende der Universität Leipzig fördern hier in den jeweiligen Projekten StartTraining, VieLeS und UnS Schülerinnen und Schüler auf individuelle Weise und nutzten den bundesweiten Vorlesetag, um die Vielfalt unserer Gesellschaft als alltägliche Bereicherung und verbindendes Element literarisch zu illustrieren.

Initiiert von der Stiftung Lesen, findet der Vorlesetag zum 19. Mal statt – in diesem Jahr zum Jahresmotto „Gemeinsam Einzigartig“.

„Ich bin heute bei euch, weil der Bundesweite Vorlesetag ist“, erklärte Anke Weinreich (Projekt StartTraining) den Schüler:innen einer fünften Klasse in der dritten Schulstunde. Diese Aussage weckte bei diesen verschiedene Emotionen. „Ooooch, ich will aber nicht lesen“, bis hin zu: „Darf ich das Buch vorlesen?“ spiegeln deren skeptische oder freudige Erwartungshaltung an die Gäste vom ZLS.  Ganz unterschiedlich waren auch die Angebote, die die Vorlesenden im Koffer hatten.

Ein Morgen voll (wirklich) klassischer Literatur wartete auf die Leistungskurse Englisch der Gerda-Taro-Schule. Shakespeares Sonette und „Macbeth“ wurden vom Direktor des ZLS, Dr. Jürgen Ronthaler, vorgetragen. Zur zarten Lyrik und blutigen Tragödie gesellte sich als Comic Relief noch die Zaunstreich-Szene aus Mark Twains „Tom Sawyer“. Dass die Elftklässler:innen im Banne des Vorlesenden waren, versteht sich von selbst.

Inspirierende Geschichten über beeindruckende Persönlichkeiten luden die Klassenstufe 5 und 6 der Schule am Adler zum Reflektieren ein. Die Geschichten handeln nicht von Prinzessinnen, sondern von Frauen, die die Welt verändert haben. Sei es die britische Mathematikerin Ada Lovelace mit der ersten Idee eines Computers, die kanadische Erfinderin Ann Makosinski und ihrer Idee einer Taschenlampe die durch Körperwärme betrieben wird oder die irische Piratin Grace O´Malley, die selbst Königin Elisabeth I. mit ihrem Mut beeindrucken konnte. Mithilfe des Buchs „Good night stories for rebel girls“ von Elena Favilli und Francesca Cavallo wurden die außergewöhnlichen Biografien lebendig.

Neben den spannenden Geschichten gab es in den jeweiligen Klassen anregende Diskussionen über Held:innen im Alltag, deren Besonderheiten und schließlich der generellen Frage um Vorbilder. Gemeinsam einzigartig eben. Die gelesenen Beispiele motivierten die Schüler:innen, selbst zu reflektieren, welche besonderen Eigenschaften und Fähigkeiten sie bereits besitzen – Ich-Stärkung inklusive: „Ich bin immer ehrlich.“, „Ich bin hilfsbereit.“ oder „Ich habe mir selbst Gitarre beigebracht.“, erzählten die Schüler:innen in der Diskussionsrunde.

Zudem kam eine fünfte Klasse in den Genuss der Vorlesekünste von Katharina Eisermann (Projekt UnS), die aus Cornelia Funkes „Tintenherz“ vorlas. Bemerkenswert, dass nur wenige Schüler:innen dieses Buch kannten und somit der Vorleserin an den Lippen hingen.

Meggie, Mo und Capricorn verbindet ein – Cornelia Funke gemäßes – magisches Abenteuer, dem die Klasse 5a der Schule am Adler gebannt zuhörte. Als der letzte Satz des Kapitels aus Tintenherz verklungen war, rief eine Schülerin noch vor dem Applaus lauthals in die Runde: „Ich will das Buch auch lesen“. Das sind die Momente, in denen sich der Aufwand, der in solchen Veranstaltungen steckt, lohnt.

Zum Abschluss wurden allen Klassen als Dank für das ausdauernde und auch fordernde Zuhören eine offizielle Vorlesetag-Urkunde überreicht.

Auch an der Wladimir-Filatow-Schule (Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Sehen) wurde der Anlass von Studierenden im Projekt StartTraining genutzt, den Klassenstufen 1 bis 3 einen unvergesslichen Vorlesetag zu gestalten. Mithilfe des Buches „Die Streithörnchen“ von Rachel Bright und Jim Field wurde spielerisch über die Themen Streit, Freundschaft und Teilen gesprochen und gelesen. Die beiden Eichhörnchen im Buch sind sehr unterschiedliche Charaktere und finden im Verlauf der Geschichte heraus, dass vieles deutlich leichter geht, wenn man zusammenarbeitet – ein Aha-Moment, der auch den Schüler:innen nicht entgangen ist.

Es ist eine Binsenweisheit, dass Lese- und Schreibkompetenzen basale Voraussetzungen zum Wissenserwerb und -transfer sind. Wo Schülerinnen und Schüler an Schulen in Deutschland hier stehen, zeigen nicht nur die OECD-Studien, sondern insbesondere das tägliche Arbeiten an den Schulen. Diese Schlüsselkompetenzen brauchen mehr Aufmerksamkeit und sollen durch die Projekte von Praxis im Lehramtsstudium (StartTraining, VieLeS und UnS) an Schulen weiter gefördert werden.

„Nicht alle Menschen verfügen über die gleiche Lese- und Rechtschreibfähigkeit – so wie nicht jeder Mensch gleichgut musizieren oder singen kann. Diese Vielfalt gilt es, sichtbar zu machen und dafür zu sensibilisieren. Für das Team von Praxis im Lehramtsstudium geht es nach dem Vorlesetag weiter“, erklärt Dr. Jürgen Ronthaler.