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Laura Loy, Expertin für Umweltpsychologie und Klimakommunikation, forscht und lehrt an der RPTU Kaiserslautern-Landau. In einem Interview gibt sie Einblicke in ihre Forschung und Interessen. Sie spricht über die Zusammenarbeit mit ABiK und betont die Rolle von Achtsamkeit in der nachhaltigen Bildung.

Du kooperierst seit 2022 mit dem ABiK Projekt, wie sehen die Inhalte aus und was hat Dich dazu motiviert?

  • Das ABiK-Team hat mich damals eingeladen, meine umweltpsychologische Expertise in das Projekt einzubringen. Im Projekt wird ein achtsamkeitsbasierter Kurs evaluiert, in dem es zum einen darum geht, das individuelle Wohlbefinden und die Stressbewältigung zu verbessern; zum anderen aber auch darum, persönliche Werte und die eigene Rolle in der Gesellschaft angesichts aktueller Umweltkrisen zu reflektieren. Ich fand es einen tollen und wichtigen Ansatz diese beiden Aspekte zusammenzudenken, denn oft werden achtsamkeitsbasierte Kurse auf Ersteres reduziert: das individuelle Wohlbefinden. Dabei steckt in der zugrundeliegenden Philosophie mehr. Die Stärkung des eigenen Wohlbefindens könnte Ressourcen mobilisieren, sich auch für andere, für die Gemeinschaft, für die Natur einzusetzen. Tatsächlich weisen viele Studien darauf hin, dass individuelles Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit positiv mit einem ressourcenschonenden, umweltschützenden Lebensstil zusammenhängen, also gut vereinbar sind.

    Ich habe das ABiK-Team beispielsweise beraten, wie man den umweltschützenden Lebensstil der Teilnehmenden und ihren Umgang mit der Klimakrise erfragen könnte. Außerdem habe ich die Themen Naturverbundenheit und globale Identität (d.h. eine Verbundenheit mit Menschen weltweit) eingebracht, die ebenfalls durch den Kurs gestärkt werden könnten.

 

Du bist Umweltpsychologin - was bedeutet das genau?

  • Die Umweltpsychologie befasst sich mit der Interaktion zwischen Menschen und ihrer Umwelt. Ich selbst beschäftige mich in diesem großen Themenfeld vor allem mit Umweltschutz – konkret mit der Frage: Was motiviert oder hindert Menschen, sich für Umweltschutz einzusetzen? Beispielsweise interessiert mich, warum Menschen für mehr Klimaschutz demonstrieren, umweltpolitische Maßnahmen befürworten oder privat einen ressourcenschonenden Lebensstil führen. Dabei finde ich es wichtig, nicht nur die individuelle Perspektive zu betrachten, sondern auch die gesellschaftlichen Strukturen, in denen Menschen leben.

 

Wie bist Du dazu gekommen, Dich für Umweltpsychologie zu interessieren?

  • Umweltschutz schien mir schon als Jugendliche sehr wichtig zu sein, um ein gutes Leben für alle langfristig zu ermöglichen und zu erhalten. Während des Psychologiestudiums hat es mich beschäftigt, dass Klimaforscher:innen immer dringlicher vor der Klimakrise warnten, aber es so schwer schien, klimapolitische Maßnahmen umzusetzen und als Gesellschaft nachhaltiger zu leben. Es kamen immer mehr Aufrufe aus den Naturwissenschaften, man solle sich auch aus Sicht der Psychologie mit der Klimakrise beschäftigen, um besser zu verstehen, wie Menschen mit ihr umgehen. Allerdings hat sich an meiner Uni niemand explizit damit befasst. Deshalb habe ich angefangen selbst zu recherchieren, auf umweltpsychologische Konferenzen zu fahren, mich mit anderen dazu auszutauschen. Das hat mich motiviert.

 

Zu Deinen Forschungsinteressen gehören Mind-Body-Praktiken – wie Meditation und Yoga  - wie kam es dazu? Praktizierst Du selbst auch?

  • In meiner Doktorarbeit habe ich unter anderem zum Konzept einer „globalen Identität“ im Kontext der Klimakrise geforscht. Eine globale Identität bedeutet Identifikation, Verbundenheit und Solidarität mit Menschen auf der ganzen Welt. Mein Gedanke war folgender: Da der Klimawandel eine globale Krise ist, die die ganze Menschheit betrifft und nur durch weltweite gemeinsame Anstrengungen bewältigt werden kann, braucht es vielleicht eine solche globale Identität, um dieser Krise engagiert zu begegnen. In meinen Befragungen hat sich dann gezeigt, dass Menschen sich mehr für Klimaschutz einsetzen, je stärker ihre globale Identität ausgeprägt ist. Daher wollte ich im nächsten Schritt herausfinden, wie eine globale Identität entsteht oder gestärkt werden kann. 

    Ich habe überlegt, wo mir im Alltag die Idee einer globalen Verbundenheit begegnet. Und da fielen mir Yogastunden ein (ich praktiziere schon seit vielen Jahren begeistert Yoga!). Darin sprachen Lehrer:innen manchmal über die buddhistische Philosophie, in der alles mit allem verbunden ist. Außerdem lernte ich die sogenannte Metta-Meditation kennen, in der man explizit übt, Mitgefühl und Verbundenheit mit allen Menschen zu empfinden.

    Ich habe also gemeinsam mit Studierenden angefangen zu erforschen, ob Yoga und Meditation eine globale Identität stärken können. Tatsächlich zeigte sich, dass Menschen, die regelmäßig Yoga oder Meditation üben, eine stärkere globale Identität berichten. Außerdem haben wir eine Studie durchgeführt, in der Personen eine Woche lang in einem App-basierten Kurs Mitgefühlsmeditation geübt haben. Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe wurde ihre globale Identität gestärkt. Darüber hinaus außerdem ihre Naturverbundenheit – dieses Thema interessiert mich auch sehr, denn eine stark ausgeprägte Naturverbundenheit geht ebenfalls mit einem umweltschützenden Lebensstil und der Befürwortung einer nachhaltigen Transformation der Gesellschaft einher.

 

Wie hängen Achtsamkeit und Nachhaltigkeit zusammen?

  • Achtsamkeit ist zum einen eine innere Haltung. Kurz gesagt versucht man, sehr präsent im gegenwärtigen Moment zu sein, alles was man sieht, denkt oder fühlt bewusst wahrzunehmen, ohne es direkt mit einer starken Bewertung zu versehen. Zum anderen ist Achtsamkeit eine Praxis, in der man zum Beispiel mit Hilfe von Meditation oder Yoga diese innere Haltung übt.

    Einige Studien haben gezeigt, dass sowohl eine innere Haltung als auch eine Praxis der Achtsamkeit positiv mit einem nachhaltigen Lebensstil zusammenhängen. Wie genau das funktioniert, weiß man noch nicht so genau. Mich interessiert besonders, ob dieser Zusammenhang über eine gestärkte globale Identität und Naturverbundenheit zustande kommt.

 

Was würdest Du dir aus Deiner Perspektive als Umweltpsychologin für eine nachhaltige Bildung in Deutschland wünschen?

  • Zeit und Raum für persönliche Auseinandersetzung und Diskussion über reine Wissensvermittlung hinaus. Eine Reflektion der eigenen Rolle für eine nachhaltige Entwicklung, aber auch der notwendigen strukturellen Veränderungen. Dass es ermöglicht wird, eigene positive Vorstellungen einer nachhaltigen Zukunft zu entwickeln – und Schritte, wie man gemeinsam dorthin kommen könnte, also was jede:r Einzelne und viele gemeinsam dazu beitragen können.

 

Gibt es etwas, dass Du dem Projekt noch mitgeben magst?

  • Ich habe den Eindruck, dass um das Thema Achtsamkeit manchmal ein Hype entsteht, der den Eindruck vermitteln, es sei die Lösung für alle Probleme. Das ist sicherlich nicht so und es gefällt mir sehr gut, dass alle im Projekt eine (selbst-)kritische, reflektierte, wissenschaftlich fundierte Herangehensweise haben.

    Vielen Dank, dass ich bei diesem schönen Projekt mit tollen Menschen dabei sein darf. Es macht sehr viel Freude mit euch zu arbeiten!

 

Kurzbiografie:

  • Laura Loy hat Psychologie in Konstanz und Padua (Italien) studiert. Danach hat sie an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg in einem Projekt zur Klimaanpassung gearbeitet und an der Universität Hohenheim in Stuttgart zur Wirkung von Klimakommunikation promoviert. Seit 2018 ist sie Postdoc in der Arbeitsgruppe Umweltpsychologie an der Universität Koblenz-Landau – mittlerweile RPTU Kaiserslautern-Landau. Dort forscht und lehrt sie in den Studiengängen „Mensch und Umwelt“ sowie Psychologie. Sie ist Mitglied der Task Force (mittlerweile vergrößert zur Interessensgruppe) „Mensch, Klima, Nachhaltigkeit“ der Deutschen Gesellschaft für Psychologie.