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Einen Grund zur Freude bietet die Förderung der „Stiftung Innovation in der Hochschullehre", die Dr. Clara Luise Finke und Sonja Kettel für eine neu entwickelte Seminar-Variante im Modul Körper-Stimme-Kommunikation II eingeworben haben und damit den Bereich der Sprechwissenschaften am ZLS mit medienpädagogischen Ansätzen kombinieren. Im Interview gibt uns Projektverantwortliche und Konzeptentwicklerin Sonja Kettel einen Einblick in das Vorhaben.

Zunächst herzlichen Glückwunsch! Wie sieht die Förderung der Stiftung konkret aus? Wofür wird das Geld genutzt?

Die Förderung haben wir durch die Stiftung Innovation in der Hochschullehre (StiL) erhalten: Das ist eine Initiative, die der Forderung seitens der Regierung von Bund und Ländern folgt, Innovationen im Bereich des Lehrens und Lernens an Hochschulen zu ermöglichen.  So wurde es in der Verwaltungsvereinbarung „Innovation in der Hochschullehre“vom Juni 2019 formuliert. Die Projektidee „StartRecord – Der KSK Podcast“  mit dem Akronym ‚StartRec‘ fördert StiL durch ihr Programm „Freiraum 2023“. Im Rahmen von Freiraum können Ideen für die Lehre mit hohem Innovationspotential entwickelt und erprobt werden. Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung und die Möglichkeit, ‚StartRec‘ als Projektverantwortliche mithilfe der StiL-Förderung ab April 2024 in die Umsetzung zu bringen.

Das Fördergeld fließt zum großen Teil in Personalmittel ein. Das betrifft vor allem mich, die ich in den kommenden zwei Jahren im Umfang einer halben Stelle für die Konzipierung und die Umsetzung aller Inhalte verantwortlich bin. Zusätzlich soll das Projekt phasenweise durch eine studentische Hilfskraft begleitet und unterstützt werden. Einen geringeren Teil des Geldes werden wir für die notwendige Grundausstattung verwenden, die wir hauptsächlich für die Produktion und Postproduktion von Lehr- und Lernmaterial benötigen.

Wie lange gibt es die Idee für die neue Seminarvariante schon?

Grundlegend bin ich seit meinem Studium der Sprechwissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg überzeugt davon, dass sich Medienkompetenz und das Training an Stimme und Kommunikation bzw. Rhetorik wunderbar miteinander kombinieren lassen. Vor, während und nach meinem Studium habe ich als Filmeditorin und gelegentlich als Sprecherin im Bereich Dokumentarfilm sowie als Medienpädagogin gearbeitet. In beiden Bereichen habe ich stets in wechselseitiger Symbiose meine Erkenntnisse einfließen lassen und empfand es immer als gewinnbringend. Im Rahmen eines Bewerbungsverfahrens im Jahr 2022 habe ich mich mit einem Lehrkonzept auf meine derzeitige Stelle im Bereich Sprechwissenschaft am ZLS beworben, in der ich die Idee einer stetig wachsenden OER-Podcastreihe als Modulvariante im Aufbauteil des Pflichtmoduls „Körper – Stimme – Kommunikation“ vorstellte. Diese Idee vereint sprechwissenschaftliche mit medienpädagogischen Ansätzen. Den Studierenden können damit Kernkompetenzen aus zwei sehr wichtigen Bereichen ihrer Ausbildung vermittelt werden. Meine Bereichsleiterin aus der Abteilung Sprechwissenschaft am ZLS, Dr. Clara Finke, dachte noch einen Schritt weiter und bewarb sich erfolgreich mit dieser Idee bei StiL. Dafür bin ich ihr sehr dankbar.

In der Seminarvariante kombinieren Sie also Sprechwissenschaft mit medienpädagogischen Ansätzen. Wie genau soll das Seminar aussehen? Welche Inhalte sollen den Studierenden vermittelt werden

Wie oben bereits erwähnt, ist ,StartRec’ als eine aufbauende Lehrveranstaltung im Rahmen des Pflichtmoduls ,Körper–Stimme–Kommunikation’ (KSK) an der Universität Leipzig angedacht.

Das Gesamtmodul durchlaufen alle Lehramts- sowie Wirtschaftspädagogik-Studierende und das sind ca. 650 Studierende pro Semester. Das Modul trägt den besonderen Anforderungen des sprechintensiven Berufs Rechnung, denn professionelle stimmlich-sprecherische und kommunikative Kompetenzen sind grundlegende Voraussetzungen für das Gelingen von Unterricht und für dauerhafte berufliche Leistungsfähigkeit. In unseren Aufbauveranstaltungen (KSK II) vertiefen und fokussieren die Studierenden das erworbene Wissen aus der Grundlagenveranstaltung (KSK I).

,StartRec’ soll unser bisheriges Lehrangebot um eine weitere Modulvariante ergänzen. Anknüpfend an ihr KSK-Grundlagenwissen erstellen die Studierenden OER-Podcasts, welche Teil einer stetig wachsenden Podcast-Reihe zum Thema ,Kommunikation in der Schule’ sind. Die Erstellung der Podcasts stellt dabei die Rahmung für den sprechwissenschaftlichen und medienpraktischen Wissenszuwachs der Studierenden dar. Insbesondere das medienpraktische Wissen soll im multiplikatorischen Sinne später auch an die Schüler:innen weitervermitteln werden können. Das erworbene Wissen wird im fertigen Medienprodukt sichtbar und kann in der (Hoch-)Schullehre nachhaltig und breitenwirksam genutzt werden. Im Rahmen der Projektphase ,Freiraum 2023’ geht es darum, zunächst allgemeine Lerninhalte sowie Blended-Learning-Elemente für die Lehrveranstaltung zu konzipieren und zu produzieren. Im Seminargeschehen werden den Studierenden dann sowohl synchrone als auch asynchrone, sowie analoge und digitale Lern- und Lehrinputs zur Verfügung gestellt.   

In einem zirkulären Verfahren setzen sich die Studierenden theoretisch und praktisch mit ihren individuellen Schwerpunkten auseinander, die sie in der zuvor absolvierten Grundlagenveranstaltung herausarbeiten konnten. Ihre individuellen Schwerpunkte formulieren sie als Podcast-Themen passend zur KSK-Podcastreihe. Das Endprodukt, also der Podcast, entsteht in einem ineinandergreifenden Prozess aus Erproben, Reflektieren und Korrigieren. Dieser Prozess wird fachlich begleitet und beschult durch synchrone Lehre, asynchrone Blended-Learning-Elemente und Selbststudium. Das Arbeiten erfolgt kollaborativ in kleinen Gruppen aus ca. 3 Teilnehmer:innen, in denen ein gemeinsamer Podcast erarbeitet wird. Innerhalb eines Seminars entstehen je nach Teilnehmeranzahl drei bis vier Podcasts. Die Ergebnisse werden kooperativ in die Podcastreihe „Der KSK Podcast“ eingebunden. Eines unserer wirkmächtigsten Methoden in der KSK-Lehre ist die Arbeit mit Selbstreflexion und Feedback. Das Format einer Audioaufzeichnung trägt dieser Methode auf besondere Weise Rechnung. Die Studierenden können ihr eigenes Medienprodukt so lange formen, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden sind und das bedeutet Training an und Wissenszuwachs in Bezug auf ihre stimmlichen, sprecherischen und rhetorischen Fertigkeiten. Die Podcasts werden von den Studierenden selbst produziert und postproduziert. Das macht den medienpraktischen Anteil aus. Motivation und Spaß sowie kreative Entfaltung sind dabei ganz wichtige Elemente im Lehr-Lernprozess. Ich selbst bin schon sehr gespannt auf die bunten Ideen der Studierenden.

Um Podcasts zu erstellen braucht man in der Regel mindestens ein Mobiltelefon mit Mikrofon. Besser sind natürlich professionelle Aufnahmegeräte, Schnitt-Software etc. Inwieweit ist eine Kooperation mit dem Digitalen Klassenzimmer am ZLS vorgesehen?

Der praktische Umgang mit Medien im Unterricht kann letztlich nur auf Basis der zur Verfügung stehenden Mittel stattfinden. Derzeit sind Schulen diesbezüglich noch immer sehr dürftig ausgestattet. Jedoch sollte die technische Ausstattung an Schulen kein Hinderungsgrund sein, Medien in die Wissensvermittlung bzw. in den Wissenserwerb einzubinden und damit Medienkompetenz zu vermitteln sowie die Schülerinnen und Schüler auf besondere Weise in ihren Lebenswelten abzuholen. Ziel dieser Lehrveranstaltung soll sein, die angehenden Lehrerinnen und Lehrer grundlegend dazu zu ermutigen und zu befähigen, Medien im Unterricht künftig viel stärker zu nutzen, als dies bisher der Fall ist, denn ein kompetenter Umgang mit Medien entsteht nicht zuletzt durch praktisches Tun. Leider scheint noch immer die Scheu vor den damit verbundenen Anforderungen groß zu sein. Doch das muss nicht sein, denn Medienereignisse können sehr niederschwellig und bereits mit einfachsten Mitteln wie dem eigenen Smartphone und frei verfügbarer Bearbeitungssoftware unter dem Stichwort „BYOD“ (Bring your own device) erstellt werden. Das möchte ich im Rahmen von StartRec unbedingt gerne vermitteln.

Wir dürfen jedoch hoffen, dass Schulen gemäß des Bildungsauftrages zunehmend mit entsprechender Technik ausgestattet werden, sodass perspektivisch eine andere Selbstverständlichkeit im Umgang mit Medien im Unterricht entstehen kann und soll und die Einsatzmöglichkeiten vielfältiger und auch zeitgemäßer werden. Das heißt also, dass die Lehrer:innen in ihrer zentralen Vermittlerrolle von Medienkompetenz, vor allem eines mitbringen sollten: Neugier und Explorationsfreude in Bezug auf die vielfältigen Möglichkeiten digitalen Lehrens und Lernens. Hier setzt das ZLS mit der Idee des Digitalen Klassenzimmers und dem großen Fundus an technischen Möglichkeiten ein fantastisches Angebot, das auch für ‚StartRec‘ ausnehmend attraktiv ist. 

Eine weitere Kooperationsmöglichkeit sehe ich aber auch in Bezug auf die Entwicklung von Lehr-Lernmaterial für unsere Studierenden am ZLS. Die erste Konzipierungsphase für ‚StartRec‘ umfasst die Erstellung von OER-Lehrmaterial. Es entstehen Tutorials mit sprechwissenschaftlichen Kernthemen, die als Blended-Learning-Formate den künftigen Seminarteilnehmenden zur Verfügung gestellt werden sollen. Hier geht es etwa um Aspekte wie  „Grundlagen der Kommunikation in den Medien“, „Der medienvermittelte Einsatz von Stimme“ oder „Schreiben für’s Hören in journalistischen Darstellungsformen“. Darüber hinaus sind auch Tutorials zur rein technischen Produktion und Postproduktion von Medienereignissen geplant. Ziel ist es, eine Art Baukasten zu erstellen, dessen Inhalte nachhaltig und breitenwirksam je nach Ausbildungszweck quasi modularisiert genutzt werden können. Hier sehe ich eine spannende Schnittstelle mit dem Digitalen Klassenzimmer und ich möchte die Chance gerne nutzen, meine Kolleg:innen aus diesem Bereich in den inhaltlichen und konzeptionellen Entstehungsprozess der Tutorials einzubinden.

Wie sieht der zeitliche Ablauf von der Konzeption des Seminars bis zur konkreten Durchführung mit den Studierenden aus? Ab wann können wir mit dem ersten Durchgang mit Studierenden rechnen?

Es wird zunächst eine Phase der Konzipierung und der Erstellung von Lehr-Lernmaterial geben, die für die kommenden beiden Semester (Sommersemester 2024 und Wintersemester 2024 / 2025) geplant ist. Bereits im Sommersemester 2025 wird es einen Pilotdurchgang mit den Studierenden geben. Danach findet in der Semesterpause eine Evaluierung mit entsprechenden Anpassungen und Justierungen in Bezug auf Qualität und Praktikabilität statt. Im Wintersemester 2025 / 2026 soll ein zweiter Durchgang erfolgen, der noch im Rahmen des Projektes abschließend evaluiert wird, um danach als fortlaufende Modulvariante in unserem Curriculum verstetigt zu werden.

Vielen Dank!