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Wie kann Achtsamkeit dazu beitragen, nachhaltiges Handeln zu fördern?
Zwei Medizinstudierende reflektieren die Verbindung zwischen individueller, achtsamer Praxis und sozialer Verantwortung. Gemeinsam zeigen sie, dass Achtsamkeit auch als Katalysator für gesellschaftliche Veränderung bzw. ökologischen Wandel dienen kann.

Ein Medizinstudent beschreibt die Verbindung zwischen Achtsamkeit und nachhaltigem Verhalten und betrachtet dabei kritisch die individuellen Coping Strategien.

„Achtsamkeit kann gerade in der Ausweitung der Praxis auf die Verbindung der Umwelt und der Wahrnehmung der Beziehung, in der ein Individuum mit seiner Umwelt steht, helfen, Aspekte der Nachhaltigkeit, wie Natur- und Artenschutz oder Gerechtigkeitsthemen, voranzutreiben. Außerdem kann Achtsamkeit auch bei aktivistischem Handeln hilfreich sein, um mit Stress und negativen Gefühlen besser umgehen zu können und die eigenen Grenzen in jeder Situation besser einschätzen zu können. Anzumerken bleibt, dass es, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, weit mehr braucht als das Wahrnehmen von Problematiken und das individuelle Reagieren darauf., sondern vielmehr den Anspruch eines systemischen Wandels, der getragen von vielen, wirksam eingefordert wird und bestehenden Machtstrukturen vor allem in Politik und Wirtschaft erfolgreich entgegentreten kann.

Beim Durchführen des „Fußabdrucktests“ war neu für mich, dass 0.9 gha auf die Infrastruktur in Deutschland entfällt und damit also ein sehr großer Teil meines Fussabdrucks systematischer Fehlentwicklung geschuldet ist, oder anders ausgedrückt einer Politik die wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand im eigenen Land trotz wissenschaftlicher Erkenntnisse immer noch über Maßnahmen gegen den Klimawandel stellt - wenn ich den Test mache wird mir klar, wie akut das Problem des Klimawandels in Verbindung mit unserem Wirtschaftssystem ist.

Achtsamkeit kann hierbei ein hilfreicher Schritt sein, um Menschen zu verbinden und zu entisolieren, sowie um Handlungsbedarf sichtbar zu machen. Die Rahmenbedingungen, also der tatsachliche Handlungsspielraum, kann aber durch strukturelle Benachteiligung sehr unterschiedlich sein. Außerdem kann Achtsamkeit allein auch ins Gegenteil führen und einem Wandel zur mehr Nachhaltigkeit im Weg stehen, wenn zum Beispiel eine achtsame Praxis sich nur auf ein individuelles Coping mit negativen Gefühlen beschränkt oder die Fokussierung auf eigene Handlungsspielraume dazu führt, dass eigene Privilegien nicht mehr hinterfragt und gesamtgesellschaftliche Kontexte nicht mehr beachtet werden.“

Eine Kommilitonin ergänzt die Erfahrung von Systemischem Denken:

„Ich sehe auch die Verbindung, die Achtsamkeit zur Nachhaltigkeit birgt. Der achtsame Gang durch das Leben verdeutlicht einem, dass Leiden eine universelle Erfahrung von Menschen ist. Diese Erkenntnis vergrößert unsere Kapazität zur Empathie und damit auch unseren Willen, einen Planeten zu hinterlassen, auf dem alle Menschen unter möglichst fairen und guten Bedingungen leben können. Zudem wird uns bewusster, wie eng vernetzt das Leben auf diesem Planeten ist. Wir, alle Menschen und Ökosysteme, sind alle voneinander abhängig. Geht es einem Glied in diesen vernetzten Kausalketten schlechter, hat dies Auswirkungen auf alle anderen. 

Achtsamkeit hilft uns nicht nur beim besseren Verstehen unserer Rolle und Verantwortung im planetaren Zusammenleben, sondern hilft uns auch dabei, besser mit dem sogenannten „Klimastress“ umzugehen. Dadurch ist es auch einfacher, aktiv zu werden und Verantwortung zu übernehmen, anstatt in Apathie zu verfallen.“