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Juliane gestaltete eine Förderung- bzw. Forderungseinheit für zwei Kleingruppen der zweiten Klasse in dem Fach Mathematik. Die Gruppen á 10 Schüler:innen wurden von ihr ca. 180 Minuten pro Woche im Fach Mathematik begleitet. Sie studiert Lehramt Sonderpädagogik mit den Förderschwerpunkten Emotionale und soziale Entwicklung sowie Sprache im fünften Semester. Im Interview beantwortet Juliane verschiedene Fragen zu ihrer Arbeit im Projekt Universität nützt Schule (UnS).

Personendaten zu Juliane im Überblick:

Studium: Lehramt Sonderpädagogik Grundschuldidaktik

Studienfächer: Emotionale und Soziale Entwicklung sowie Sprache

Fachsemester: 4.

Anzahl der UnS-Kleingruppen: 2

Fächer Kleingruppenförderung: Mathematik, Fördern und Fordern (Grundschule)

Durchschnittliche Schüler:innenanzahl: 10

Durchschnittliche Förderungsdauer pro Woche: 180 Minuten

 

Würdest du das Projekt UnS weiterempfehlen und wenn ja, warum?
Juliane: Das Projekt UnS ist eine Möglichkeit für Studierende. Durch die Teilnahme am Projekt kann jede:r Studierende an Erfahrungen dazu gewinnen und erste Eindrücke vom Schulalltag sammeln. Darüber hinaus wird man mit individuellen Leistungsunterschieden konfrontiert und lernt, zunächst in einer Kleingruppe, darauf zu reagieren und gezielt zu fördern und fordern. Das Projekt UnS bietet deshalb eine tolle Gelegenheit verschiedene Methoden und Übungen auszuprobieren und sich so für den zukünftigen Einsatz in einer gesamten Klasse vorzubereiten.

Was war dein schönster Moment bei der Arbeit mit der UnS-Kleingruppe?
Juliane: Es gab keinen konkreten schönsten Moment während der Zeit. Die Freude der Schüler:innen, wenn sie mich fragten, wann die nächste Mathestunde ansteht und das aufgeregte Erfragen, was wir heute machen werden, aber auch die Begeisterung für verschiedenste Aufgabenformate, vor allem in der Fordergruppe, haben mich immer wieder stolz gemacht und mir Motivation geschenkt.

Welche Tipps hast du für Studierende, die im nächsten Schuljahr im Projekt UnS arbeiten wollen?
Juliane: Zunächst sollte man Spaß daran haben, kreative Methoden auszuprobieren, aber auch bereit dafür sein, mit schwierigen Lernsituationen umgehen zu können. Einige Schüler:innen haben emotional-sozial gelagerte Probleme oder aber Lernschwierigkeiten, was zu einer Herausforderung werden kann. Man sollte sich auf Misserfolge einstellen, sich davon jedoch nicht negativ beeinflussen lassen, sondern als Erfahrung und Lernmöglichkeit ansehen. Wichtig ist, dass man Lust darauf hat, sich mit alternativen Lernmöglichkeiten und Methoden auseinanderzusetzen und den Unterricht spielerisch zu gestalten. Bereits vor Beginn ist es wichtig, sich auf die Leistungsunterschiede auch innerhalb der Förder- und/oder Fordergruppen einzustellen und darauf vorbereitet zu sein. Mit Hilfe des Einsatzes von Spiel und Spaß und einer geduldigen Einstellung steht einer erfolgreichen gemeinsamen Lernzeit jedoch nichts entgegen.

Was zeichnet das Projekt UnS im Vergleich zur Arbeit im Pflichtpraktikum aus?
Juliane: Im Projekt UnS steht die individuelle Arbeit mit Schüler:innen im Vordergrund. Man hat nur mit einer gewissen Anzahl von Schüler:innen zu tun und kann so ganz gezielt auf die Gruppe eingehen. Die „Grenzen“ normalen Fachunterrichts werden aufgebrochen und die Arbeit ist deutlich freier und ungezwungener als in einer normalen Fachstunde. Im Projekt UnS ist man für die Planung der Stunden allein verantwortlich und muss sich für ein Halbjahr Ideen und Methoden für einige Stunden überlegen, teilweise auch nach Vorgaben der Lehrkraft. Man gewinnt einen ersten Eindruck, welche Verantwortung man als Lehrkraft übernimmt und wie viel Organisation hinter einer langfristigen Unterrichtsplanung steht. Man hat während des Projektzeitraumes die Möglichkeit viel zu reflektieren und Neues auszuprobieren, was man sich vielleicht in einer Stunde in der Klassengemeinschaft so nicht zutrauen würde. Das Projekt UnS ist ein wertvoller Gewinn an Erfahrungen und Austausch mit den Lehrkräften für den eigenen weiteren Weg. Man kann sich selbst als Lehrperson über einen längeren Zeitraum ausprobieren und erkunden, wie man als Lehrkraft sein möchte.

Konntest du theoretische Inhalte in der Praxis erproben, wenn ja welche?
Juliane: Vor allem im Förderbereich sind grundlegende Inhalte und didaktische Grundüberlegungen wichtig, um den richtigen Weg und die richtige Reihenfolge der Themen zu finden. Viele Ideen und Anregungen der theoretischen Inhalte, können hier als Ansatz verwendet werden, um auf kreative Art und Weise die Inhalte zu vermitteln. Nicht alles Gelernte kann auch immer im Unterricht in der Klassengemeinschaft angewandt werden. Im Projekt UnS arbeitet man jedoch nur mit einer Kleingruppe, wodurch die Student:innen deutlich mehr Möglichkeiten haben, auch auf andere Ansätze einzugehen.

Was konntest du in der Rolle als zukünftige Lehrperson über dich lernen?
Juliane: Mir hat die Zeit wieder gezeigt, dass der Weg, den ich gehe, genau der Richtige ist. Ich gehe in der Arbeit mit den Schüler:innen auf und fühle mich sehr wohl, sowohl bei der Vorbereitung, aber auch der Durchführung meiner Ideen. Dennoch konnte ich auch feststellen, dass es durchaus anstrengend ist, allem gerecht werden zu wollen. Also zu versuchen, auf jedes Niveau einzugehen und jedem Schüler:innen eine ganz individuelle Förderung und Forderung zu bieten. Ich konnte auch lernen, dass es wichtig ist, den Schüler:innen und ihren Fähigkeiten zu vertrauen und ihnen ihre „Werkzeuge“ mit auf den Weg zu geben, in der Hoffnung, sie benutzen sie. Eine wichtige Erkenntnis war jedoch auch, dass ich als Lehrkraft dennoch meine Grenzen habe und es wichtig ist, sich dessen bewusst zu sein.

Welches Material und/oder welche Methode hat sich für dich als besonders förderlich erwiesen?
Juliane: Sowohl in der Förder-, als auch in der Fordergruppe haben alle Schüler:innen sehr motiviert mitgearbeitet, wenn wir Aufgaben spielerisch bearbeitet haben. So haben wir regelmäßig Rechenspaziergänge gemacht. Mindestens einmal in der Woche beim 5- bzw. 10-Minuten-Rechnen hat die Kinder in der Fordergruppe das Antreten gegen mich unglaublich motiviert. In der Fördergruppe hat sich das Arbeiten mit Material, z. B. Dienes-Material*, sehr erfolgreich herausgesellt. In der Kleingruppe lässt sich die Verwendung des Materials deutlich zielsicherer und effektiver einsetzen, da man die Möglichkeit hat, bei allen Schüler:innen zu schauen, wie sie mit dem Material umgehen und so gezielt Hilfen anbieten kann. Ein Highlight in der Fordergruppe war das Codeknacken zum Abschluss vieler Stunden, um vor Ablauf der Zeit aus dem Raum zu kommen.

*Anmerkung der Redaktion: Es handelt sich um anschauliches Rechenmaterial, das sich der Darstellung des Dezimal- oder Stellenwertsystems widmet. Dabei spielt das Bündelungsprinzip (immer eine feste Größe, z. B. 10 Einer, 10 Zehner) sowie die Idee des Stellenwertes eine entscheidende Rolle.

Im UnS-Bewerbungszeitraum wird oft die Frage gestellt, was die konkreten Aufgaben der Studierenden im Projekt UnS sind. Beschreib bitte anhand der Erfahrung an deiner Projektschule kurz, wie eine typische UnS-Kleingruppenförderung abläuft.
Juliane: Bevor die eigentliche Kleingruppenförderung beginnt, geht es darum, sich mit den Lehrkräften abzusprechen, um die konkreten Inhalte der kommenden Fachstunden zu erfahren, aber auch um mehr über die individuellen Ausgangslagen der Schüler:innen und besondere Förderbedarfe zu erfahren. Die Planung der Stunden obliegt sodann den Stundent:innen selbst, wobei die Lehrkräfte für Fragen zur Verfügung stehen. Die Student:innen kommen in die Schule und können ihren Raum individuell vorbereiten und so für eine angenehme Lernumgebung sorgen. Ich habe regelmäßig mit den Lehrkräften gemeinsam Probleme und besondere Momente besprochen, sodass auch auf die Klassenlehrkraft auf Erfahrungen während der Kleingruppenförderung eingehen konnte. So bekam ich auch Feedback, inwiefern das Geübte auch im Unterricht angewandt werden konnte oder wo noch weiterer Förderbedarf besteht.

Was war die größte Herausforderung im Rahmen der UnS-Kleingruppenförderung?
Juliane: Die größte Herausforderung war es in der Fördergruppe auf die bestehenden Leistungsunterschiede einzugehen und für jeden das passende Niveau der Stunden zu erreichen. Die Unterschiede lagen unter anderem daran, dass nicht alle Klassen im Fachunterricht den gleichen Fortschritt hatten, sodass einige Schüler:innen bereits in die Themen eingeführt wurden, andere aber noch nicht. Diese Verständnisunterschiede „unter einen Hut“ zu bringen, war nicht leicht und ist mir auch nicht in jeder Stunde gelungen.

Wie hast du es geschafft, dein Studium und die Arbeit im Projekt UnS unter einen Hut zu bekommen?
Juliane: Ich hatte in diesem Semester nur insgesamt 6 Veranstaltungen in der Woche, wodurch sich die UnS-Stunden sehr gut mit dem Studium vereinbaren ließen. Auch nahm ich begleitend an dem StartTraining-Projekt an der gleichen Schule teil, wodurch ich die Stunden gut miteinander kombinieren konnte. Zu Beginn des Projektes habe ich mich sehr viel belesen und verschiedene Materialien, Methoden und Spiele angeschaut und so ein umfangreiches Repertoire an Ideen erstellt. Nach einer gewissen Anfangszeit, wenn man weiß, auf welchem Stand die Schüler:innen sind und welche Methoden gut funktionieren, nimmt die Planung der einzelnen Stunden auch nicht mehr so viel Zeit in Anspruch und lief bei mir fest eingeplant in der Woche ab. Dennoch sollte man die Vor- und Nachbereitungszeit nicht unterschätzen und sich die Möglichkeit einräumen, vor allem zu Beginn, in Ruhe mit den Materialien und Themen ausreichend auseinandersetzen zu können.

Falls du digitale Medien genutzt hast: Für welche Aufgaben hast du digitale Medien eingesetzt und welche Vorteile ergeben sich daraus für der Förderung der Schüler:innen?
Juliane: Ich habe über ein Online-Lernhilfe-Programm für die Kleingruppe eine Lerngruppe angelegt und als Abwechslung eine individuelle Tablet-Zeit eingebunden. In dieser konnten die Schüler:innen von mir ausgewählte themenbezogene Videos anschauen und Verständnisaufgaben erledigen. Zum Abschluss des Halbjahres haben wir uns zwei Stunden Zeit genommen und interaktive Übungen im Computerzimmer bearbeitet, welche den Schüler:innen sehr viel Spaß gemacht haben. Dadurch hat das Lernen und die Bearbeitung auch komplizierter Aufgaben allen Schüler:innen Freude bereitet und war ein willkommenes Highlight des Halbjahres.

Du hast sowohl an UnS als auch am StartTraining teilgenommen – welche Berührungspunkte gab es in der Schule?
Juliane: Für mich war es sehr praktisch, dass ich meine Stunden für das StartTraining und das Projekt UnS gut miteinander verbinden konnte und keine extra Fahrtwege hatte. Durch die zusätzlichen Stunden in dem gleichen Jahrgang kannte ich die Schüler:innen und ihre individuellen Voraussetzungen, konnte aber auch ihren Fortschritt beobachten. Ich konnte im Unterricht (StartTraining) gezielter beobachten und zusätzlich unterstützen, an den Stellen, an denen die Schüler:innen die Förderung benötigen (unS). Zusätzlich half mir das Wissen über Methoden und Inhalte aus den Fachstunden der einzelnen Lehrkräfte, um daran anzuknüpfen, bzw. Bekanntes aus dem Unterricht in der Förderung aufzugreifen. Dadurch, dass ich bereits seit dem Schuljahr 2021/22 am StartTraining in dem Jahrgang teilnahm, kannte ich alle Schüler:innen und auch die Lehrkräfte, wodurch die Zeitabsprachen, aber auch individuelle, flexible Absprachen während des Projektzeitraumes kein Problem waren. Für mich war das Projekt UnS eine tolle Ergänzung zu dem StartTraining und würde dies auch jedem, der die zeitlichen Ressourcen hat, ans Herz legen, beides miteinander zu kombinieren.