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Hanna führte an einer Grundschule im Fach Englisch für jeweils eine leistungsstärkere und eine leistungsschwächere Gruppe die Förderung durch. Sie studiert Lehramt an Gymnasien für Englisch und GRW im 11. Semester. Im Interview beantwortet Hanna verschiedene Fragen zu ihrer Arbeit im Projekt Universität nützt Schule (UnS).

Personendaten zu Hanna im Überblick:

Studium: Lehramt an Gymnasien

Studienfächer: Englisch und GRW

Fachsemester: 11

Anzahl der UnS-Kleingruppen: 2

Fächer Kleingruppenförderung: Englisch, Klasse 3&4 (Grundschule)

Durchschnittliche Schüler:innenanzahl: 6

Durchschnittliche Förderungsdauer pro Woche: 90 Minuten

 

Würdest du das Projekt UnS weiterempfehlen und wenn ja, warum?
Hanna: Ja, ich würde das Projekt auf jeden Fall weiterempfehlen. Man sammelt sehr viel Praxiserfahrung, wird aber auch durch eine höhere Selbstständigkeit gefordert, aus der man lernt, und ist durch den längeren Zeitraum viel näher am schulischen Alltag und kann Fortschritte aber auch Rückschritte der Schüler:innen besser verfolgen, einschätzen und daran arbeiten.

Was war dein schönster Moment bei der Arbeit mit der UnS-Kleingruppe?
Hanna: Ich habe Nachhilfe im Fach Englisch angeboten und war gleichzeitig in der Schule im Englischunterricht zur Unterstützung aktiv. Wenn dann in der Stunde Themen behandelt wurden, die wir auch in der Nachhilfe besprochen haben und meine Schüler:innen viel mehr mitgearbeitet haben oder auch gesagt haben, dass sie das noch aus der UnS-Nachhilfe kennen, dann war das schon sehr schön. Oder als ein Junge aus der Englisch-Nachhilfe mich immer morgens mit „Good Morning“ begrüßt hat.

Welche Tipps hast du für Studierende, die im nächsten Schuljahr im Projekt UnS arbeiten wollen?
Hanna: Mein Tipp ist es sich auf alle Fälle mit den Fachlehrer:innen abzusprechen, abhängig davon, welche Fächer ihr übernehmt. Sie können euch erstmal einen guten Einblick in den aktuellen Lernstand der Schüler:innen geben, wie sie ihren Unterricht planen und vielleicht auch welche Erwartungen sie an die Kleingruppenförderung haben. Durch die Absprache lassen sich auch Überlappungen des Materials im Unterricht und der Förderung vermeiden. Da es sich oftmals um kleinere Gruppen handelt, bietet es sich auch an neue Methoden zu erproben. Für die Grundschule: Habt immer ein Lernspiel parat, das lieben die Schüler:innen.

Was zeichnet das Projekt UnS im Vergleich zur Arbeit im Pflichtpraktikum aus?
Hanna: Größere Selbstständigkeit und Verantwortung. Während, wie ich finde, die Pflichtpraktika sehr durchgeplant sind und große Vorbereitung im Semester beinhalten, lernt man bei dem Projekt UnS sich selbst als Lehrperson besser kennen, da man größtenteils allein plant und allein mit den Schüler:innen arbeitet. Auch das Feedback ist anders – man muss selbst einschätzen, ob die Stunde gut lief, die Schüler:innen die Inhalte verstanden haben und wo Probleme in der Planung oder Vermittlung aufgetreten sind. Im Praktikum sitzt immer eine erfahrene Lehrkraft im Zimmer, um dir Feedback zu geben. Durch den längeren Zeitraum des Projekts ist auch die Einbindung in der Schule größer. Die Entwicklung der Schüler:innen wird deutlicher und nimmt mehr Einfluss auf die Planung der Stunden.

Konntest du theoretische Inhalte in der Praxis erproben, wenn ja welche?
Hanna: Vor allem unterschiedliche Methoden konnte ich im Projekt UnS erproben, besonders solche, die in kleineren Gruppen besser zu handhaben sind, wie Interviews, Stationenarbeit oder verschiedene Lernspiele. Auch das Vermitteln von Vokabeln hat eine große Rolle in der Förderung gespielt, hier konnte ich die Theorie aus der Fachdidaktik Englisch anwenden.

Was konntest du in der Rolle als zukünftige Lehrperson über dich lernen?
Hanna: Ich habe über mich gelernt, dass mir vor allem die Arbeit mit den Schüler:innen am meisten gefällt. Über den Zeitraum bin ich auf alle Fälle sicherer in meinem Auftreten geworden. Ich habe im Vergleich zu den Praktika gelernt, dass ich es auch schaffe, selbstständig Unterricht zu planen, ohne große Anweisung von Mentor:innen, und dass ich auch spontaner geworden bin und mich nicht mehr an sehr detaillierte Stundenplanungen klammern muss. Gelernt habe ich über mich, dass ich eher eine entspannte Lehrerin bin, die jedoch noch mehr an ihrer Unterrichtsführung arbeiten muss, um das Arbeitsklima und das Verhalten der Schüler:innen zu verbessern.

Welches Material und/oder welche Methode hat sich für dich als besonders förderlich erwiesen?
Hanna: Da ich in einer Grundschule in Englisch eingesetzt wurde, gab es oftmals neue Vokabeln, die eingeführt oder wiederholt wurden. Dafür haben sich sehr gut Bilderkarten bewährt, welche nach der Einführung immer wieder genutzt wurden, um die Vokabeln zu wiederholen, sie dienten leistungsschwächeren Schüler:innen als Hilfe oder um sie für Spiele zu verwenden. Um die Kinder in Englisch ins Sprechen zu bringen, bieten sich auch kleine Interviews an, wo die Schüler:innen sich gegenseitig zu verschiedenen Themen befragt haben, zum Beispiel zu ihren Weihnachtstraditionen zu Hause.

Im UnS-Bewerbungszeitraum wird oft die Frage gestellt, was die konkreten Aufgaben der Studierenden im Projekt UnS sind. Beschreib bitte anhand der Erfahrung an deiner Projektschule kurz, wie eine typische UnS-Kleingruppenförderung abläuft.
Hanna: In meiner Projektschule übernahm ich die Förderung von zwei Kleingruppen in Englisch. Eine Gruppe war dabei leistungsstark, die andere leistungsschwach. Vor Beginn des Projekts habe ich mich mit der Fachlehrerin für Englisch abgesprochen, welche Themen behandelt wurden und welche noch ausstehen, welches Material im Unterricht verwendet wird und wo sie noch Probleme im Englischunterricht sieht.
Daran angelehnt haben ich und eine weitere Studentin, mit welcher ich die Englischförderung übernahm, uns überlegt welche Themenblöcke wir über den Zeitraum abdecken wollen. Klar wurde dabei auch, dass besonders das Sprechen bei der Förderung im Vordergrund stehen soll. Dementsprechend haben wir uns eine Fragerunde überlegt, die wir zu Beginn jeder Kleingruppenförderung als Ritual eingeführt haben, bei der sich die Schüler:innen gegenseitig Fragen auf Englisch stellen und diese beantworten.
Dann habe ich die Stunden oftmals wie Unterricht aufgebaut, mit einem kleinen warm-up begonnen, gefolgt von einer Einführung in das neue Thema, zum Beispiel einen Reisebericht zu London vorgelesen. Im Laufe der Förderung wurden dann neue Vokabeln eingeführt und die Schüler:innen lernten zum Beispiel in Gruppenarbeit die Sehenswürdigkeiten kennen. Dabei wurde auch deutlich welches Wissen die Schüler:innen schon haben und wie mit dem Thema fortgefahren werden kann. Zum Schluss der Stunde gab es meist noch ein Lernspiel, welches wieder die Sprachkompetenz der Schüler:innen fördern sollte.

Was war die größte Herausforderung im Rahmen der UnS-Kleingruppenförderung?
Hanna: Die größte Herausforderung war es oftmals die leistungsschwächere Gruppe für das Fach zu begeistern und sie dazu ermutigen in der Förderung mitzuarbeiten. Sie sahen es manchmal nicht ein, neben dem Englischunterricht zusätzlich die Förderung zu erhalten. Hier war es wichtig, die eigene Begeisterung für das Fach auf die Schüler:innen versuchen zu übertragen, indem man viel erzählte, Materialien mit viel Bezug zum Thema, wie englische Pfund, zu nutzen und sie immer wieder zu ermutigen auf Englisch zu reden.

Wie hast du es geschafft, dein Studium und die Arbeit im Projekt UnS unter einen Hut zu bekommen?
Hanna: Da ich mein erstes Staatsexamen schon absolviert hatte und nur noch Geschichte als Ergänzungsfach studierte, hatte ich relativ viel Zeit für das Projekt. Da man aber mit der Anzahl der Kleingruppen sehr flexibel ist, würde ich es jedem raten nur so viel zu übernehmen, wie man sich selbst zutraut. Die Vorbereitung der Stunden hat pro 90 Minuten Kleingruppenförderung ungefähr 2 Stunden in Anspruch genommen.