In der feierliche Verabschiedung der Lehramtsabsolvent:innen am 05. August 2022 wurden herausragende wissenschaftliche Arbeit und soziales Engagement im Studium durch die Vergabe der Examenspreise gewürdigt. Die Preise für eine herausragende wissenschaftliche und eine besonders praxisbezogene Staatsexamensarbeit des SLV und des ZLS wurden durch ZLS-Direktor Dr. Jürgen Ronthaler und den stellvertretenden Landesvorsitzenden des SLV, René Michel, feierlich an die Gewinnerinnen verliehen.

zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Ein Bild mit einem Rosenstrauß im Vordergrund und einer großen Halle im Hintergrund.
Foto: Christian Hüller.

Laudatio zur Verleihung der Examenspreise von Réne Michel

Sehr geehrte Absolvent:innen, werte Dozierende, sehr geehrte Gäste,
als musikbegeisterter Mensch und Musiklehrer startet beinahe jeder Tag für mich mit einem Ohrwurm. Meinen heutigen habe ich Ihnen mitgebracht:
„Immer wieder geht die Sonne auf“ von Udo Jürgens.

Bedenken wir eben gemeinsam, was uns nicht schon alles zurückgeworfen, oder tief traurig gestimmt hat. Sicherlich haben Sie im Studium mal eine Note nicht wie erwartet erhalten, mussten eine Klausur wiederholen oder hatten Probleme mit der Ressource Zeit. In solchen Situationen kommt mir dieser Titel von Udo Jürgens gerade recht. Er verkündet eine frohe Botschaft mit einer Melodie, die gekonnt Licht und Schatten des Lebens verdeutlicht und hat einen Text, der hoffen lässt.

Sicherlich kann uns momentan die Hoffnung Halt in den Wirren geben. Sicherlich ist uns bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, eine Veranstaltung wie diese gemeinsam zu begehen. Sicherlich fehlt es in diesen Tagen an Boten, die Gehaltvolles in die Welt bringen.
Gerade solche Überlegungen werden durch einen Beruf erschlossen, der schon seit Jahrhunderten existiert. Sie, liebe Absolvent:innen, haben sich dafür entschieden diesen schönsten Beruf zu erlernen und damit, wie ich auch finde, Ihrer Berufung zu folgen. Herzlichen Glückwunsch dazu und zu Ihrem bestandenen ersten Staatsexamen. Auch in meiner Funktion als stv. Landesvorsitzender des Sächsischen Lehrerverbandes darf ich Ihnen gratulieren. Bringen Sie Ihren Enthusiasmus und Ihr aktuelles fachwissen-schaftliches bzw. fachdidaktisches Wissen in die sächsischen Schulen ein und Sie wer-den feststellen, dass dies dankbar von den Schüler:Innen und Kollegien aufgenommen wird.

Besonders freue ich mich heute hier in diesem festlichen Rahmen bereits in guter Tradition den Examenspreis des SLV und des Zentrums für Lehrer:innenbildung und Schulforschung überreichen zu dürfen. Hierfür wurden nominiert:

Chiara Enderle
Max Jakob Hansmann
Pia Harz
Tina Sophie Jung
Claudia Rauh
Anita Schink
Maximilian Schmidt
Romy Voigt


Herzlichen Glückwunsch an Sie alle. Ihre Dozierenden haben Sie aus der großen Anzahl der Absolvent:innen ausgewählt und in einem Empfehlungsschreiben auf Ihre außergewöhnliche Leistung hingewiesen. Sowohl Ihre Arbeiten als auch Ihr gesellschaftliches Engagement, das die Gemeinschaft dringend braucht, sind vorbildlich.
Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Herrn Dr. Ronthaler, durch dessen großes Engagement und Bereitschaft zur Zusammenarbeit der Examenspreis bereits zum sechsten Mal vergeben werden kann. Außerdem möchte ich die Arbeit der Jurymitglieder würdigen, die alle acht eingereichten Arbeiten gelesen und gemeinsam eine Entscheidung getroffen haben. Herzlichen Dank an: Dr. Ronthaler, Frau Wohlschläger als studentische Vertreterin und die Mitglieder des SLV.

Gerade das Kriterium der herausragenden Abschlussarbeit bedeutete für die Jury, aus den ohne hin schon überdurchschnittlichen Arbeiten, die beste auszuwählen. Dabei halfen die Nominierungsschreiben der Gutachter:innen, der Sachverstand der Jurymit-glieder sowie ein Kriterienkatalog, der formale Kriterien sowie Wissenschaftlichkeit bzw. Praxisbezug genauer regelt.
Obwohl alle Nominierten Abschlussarbeiten vorgelegt haben, die in Güte und teilweise Umfang schon den Rahmen von Staatsexamensarbeiten übertrafen, gab es doch kleine Unterschiede. Im zweiten Kriterium, dem gesellschaftlichen Engagement, zeigten sich diese ebenso.

Den Examenspreis des SLV und des ZLS für eine fachwissenschaftliche Arbeit erhält im Sommersemester 2022 Frau Tina Sophie Jung für ihre herausragende Studienleis-tung. Herzlichen Glückwunsch!

Ihre Staatsexamensarbeit mit dem Thema „Insekten auf Brennnesseln. Entwicklung eines illustrierten Bestimmungsschlüssels für den Biologieunterricht“ im Bereich der Fakultät für Lebenswissenschaften überzeugte die Jury. Schon am Titel wird deutlich, dass die Arbeit einen Bezug zur Fachwissenschaft aber auch zur Schule aufweist.
Im Nominierungsschreiben heißt es:
Im Rahmen dieser wissenschaftlichen Arbeit nahm Frau Jung eigenständig eine um-fangreiche Bestandsaufnahme des Insektenvorkommens auf Brennnesseln (Urtica dioica L.) im Stadtraum Leipzig vor und entwickelte anschließend mithilfe der gewonnenen Daten einen aufwändig illustrierten Bestimmungsschlüssel. Die Arbeit kombiniert also einen fachwissenschaftlichen Teil (Ökologie und Systematik der Insekten auf Brennnesseln) mit einer fachdidaktischen Leistung, die es in Zukunft wiederum ermöglichen wird, schulische Exkursionen oder Citizen-Science-Projekte zu diesem kleinen und oft schulnah verfügbaren Ökosystem anzustoßen.
Frau Jung konnte durch ihre engagierte Bearbeitung des Themas ein ausgezeichnetes Ergebnis erzielen. Im theoretischen Rahmen ihrer Arbeit gelingt es Frau Jung, sowohl ökologische und entomologische (insektenkundliche) Spezifika des Themas herauszuarbeiten als auch die fachdidaktische Bedeutung von Formenkenntnis und Bestimmungsübungen im Biologieunterricht darzustellen.
Insbesondere empfand es die Jury als herausragende Leistung, dass Frau Jung in ihrer Arbeit eine Verknüpfung zu ihrem Zweitfach Kunst herstellte. Denn ihre Examensarbeit gestaltete sie mit zahlreichen selbst erstellten Illustrationen. So enthält der von ihr er-stellte Bestimmungsschlüssel neben einem fachdidaktisch gut begründeten Bestim-mungsweg auch selbst angefertigte, naturgetreue Aquarellzeichnungen aller nesselspezifischen Arten. Es ist hier auf den ersten Blick erkennbar, mit wie viel Liebe, Kreativität und Engagement Frau Jung ihre Examensarbeit gestaltet hat.
Hervorheben möchte ich aber auch Frau Jungs gesellschaftliches Engagement, das sich vielfältig darstellt. Sie ist seit ihrer Schulzeit Mitglied des Technischen Hilfswerkes und unterstützte den Ortsverband Altenburg in mehreren Projekten. So leitete sie beispielsweise eine Informationsveranstaltung der THW Jugend zum Nachhaltigkeitsaspekt von Insektenhotels und gestaltete das Logo des Landesjugendlagers Sachsen/Thüringen 2022. Im universitären Kontext ist Frau Jung durchgängig seit 2016 als Studentische Hilfskraft in mehreren Arbeitsgruppen der Lebenswissenschaften tätig und unterstützte mit viel Verantwortungsbewusstsein und Engagement Lehrveranstaltungen der Allge-meinen und Speziellen Botanik sowie der Fachdidaktik Biologie.

Den Examenspreis des SLV und des ZLS für eine praxisbasierte Arbeit erhält im Sommersemester 2022 Frau Claudia Rauh für die ihrerseits herausragende Studienleistung. Herzlichen Glückwunsch!

Frau Rauh verfasste ihre Staatsexamensarbeit zu folgendem Thema: Bildung für nachhaltige Entwicklung im Spanischunterricht: Eine Unterrichtsreihe.
Das aktuelle und im Studium sowie der Schule noch nicht so stark vertretene Thema BNE ergab einstimmig einen besonderen Pluspunkt bei der Jury.
Die Verfasserin stellt die gesellschaftliche Verantwortung für die natürliche Ressource Wasser und die Rolle von Extremwetterlagen und Umweltschäden anhand des Beispiels „Avocado-Anbau in Petorca/Chile“ dar. Sie bedient damit den „Lernbereich Globale Entwicklung“ und erklärt, inwieweit hiermit transformative Lernprozesse bei potenziellen Schülern und Schülerinnen ausgelöst werden können.
Die Arbeit übertrifft in hohem Maße die Erwartungen an eine Abschlussarbeit, heißt es im Nominierungsschreiben. Das gewählte Thema ist hochaktuell, innovativ, progressiv und an modernen politischen und gesellschaftlichen Erfordernissen ausgerichtet. Diese interdisziplinär angelegte Arbeit verbindet die theoretischen Ausführungen und allgemeindidaktischen bzw. pädagogischen Ziele mit unterrichtspraktischen Umsetzungen in einer detaillierten originell und kreativ angelegten Unterrichtsreihe (knapp 50-seiti-ger Anhang) mit hoch attraktivem Lernmaterial.
Die Verfasserin zeigt eine hohe Belesenheit und verfügt über exzellente Fachkenntnisse in Bezug auf das innovative Konzept der BNE sowie über eine herausragende didaktisch-methodische Fachkompetenz. Es gelingt ihr trotz ihrer naturgemäß geringen Un-terrichtserfahrung erstaunlich gut, auch fremdsprachen-didaktische Förderung zu betreiben, indem sie zentrale Prinzipien und Konzepte (z.B. Handlungsorientierung, Lernerorientierung, Problemlöseorientierung u.a.) verfolgt und sprachliche Förderung zielgerichtet mit den Inhalten kontextualisiert.
Ihre Fähigkeit des wissenschaftlichen Schreibens ist ausgezeichnet: logische Gliederung, stringente und kohärente Argumentation, korrekte und zielgerichtete Verwendung von Fachtermini, Zitierweise, umfangreiche Bibliografie (insbesondere für ein noch so wenig erforschtes Thema).
Im zweiten Bewertungsbereich, dem gesellschaftlichen Engagement, erhielt Frau Rauh auch eine Vielzahl an Punkten. So bspw. ihr Bundesfreiwilligendienst in der Theaterpädagogik des Theaters Plauen-Zwickau. Sie arbeitet seit 2017 als freie Referentin für den Verein mohio e.V. (Halle/Saale). Themen ihrer Workshops sind: ökologischer Fußabdruck, Überfischung, Fair Trade u.v.a.m.
Sie leistet Aufklärung für chronische Erkrankungen im jungen Alter und das Leben mit Behinderung in der Form eines Blogs, der eine dazugehörige Website mit Tipps und Erfahrungen bereithält. Außerdem engagierte sie sich in einem Projekt zur Unter-richtsergänzung für ausgefallenen Spanischunterricht an der Kantschule in den Winterferien 2021.

Allen Nominierten und Absolvent:innen spreche ich hiermit meine Hochachtung aus und wünsche für den weiteren Lebensweg alles Gute und Erfolg im Referendariat, hoffentlich hier in Sachsen.
Und denken Sie daran, Dunkelheit für immer gibt es nicht, denn immer, immer wieder geht die Sonne auf…